Zu Gast bei Kanzlern


Man braucht schon einen guten Draht nach oben, wenn man vor Kanzlern und Präsidenten aufspielen will. Und dieser heiße Draht war Josef Maier, heute Ehrenbürger unserer Gemeinde und Ehrenmitglied des Kraichgau Fanfarenzugs. Damals diente er im Bundeskriminalamt und wachte über die persönliche Sicherheit des Bundespräsidenten.

Durch seine Vermittlung konnte der Fanfarenzug den ersten deutschen Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer besuchen und ihm ein Ständchen spielen. Die Begegnung verlief in einer Atmosphäre der Herzlichkeit, wie man sie bei Adenauer selten erlebt hat. Als Datum hatte man den Rosenmontag des Jahres 1964 ausgewählt. Selbst das Maskottchen des Vereins, das Pony "Teddy" durfte in einem Spezialfahrzeug die große Reise antreten. 

 

Auf der Terrasse des Adenauerschen Wohnhauses in Rhöndorf empfing der Alt-Bundeskanzler seine Gäste, ließ sich einige Stücke vorspielen und sparte auch nicht mit Beifall. Konrad Adenauer ermunterte die Landsknechte, die hohen Ideale der Musik und der Kameradschaft weiterhin zu pflegen. Nach diesem Höhepunkt in der Geschichte des Fanfarenzugs besichtigte man noch das Bundeshaus und nahm am großen Rosenmontagsumzug in der Bundeshauptstadt teil.


Ein denkwürdiger Tag wird der 29. September 1970 für den Jugendfanfarenzug bleiben: denn es standen Besuche bei prominenten Politikern in Bonn auf dem Programm. Aktueller Anlass zu dieser politischen "Starparade" aber war ganz anderer Natur: der neue Bonner "Sportpark Nord", eines der modernsten Sportzentren der Bundesrepublik, sollte unter der Mitwirkung der jungen Mühlhäuser Landsknechte eingeweiht werden. Der Vormittag stand für die "Prominentenjagd" zur Verfügung. In Begleitung von Ehrenbürger Josef Maier öffneten sich sonst verschlossene Türen. 

 

Erste Station der Bonner-Rundfahrt war der Venusberg, wo Alt-Bundespräsident Heinrich Lübke nebst Frau Wilhelmine residierte. Vor dem schlichten Haus nahmen die Landsknechte Aufstellung. Nach einigen Minuten ungeduldigen Wartens war es soweit: Heinrich Lübke trat langsam aus dem Haus und vor die aufgestellte Schar. Die zehn Jahre als Bundespräsident hatten ihre Spuren an dem Greis hinterlassen. Dennoch ließ sich seine Freude beim Anblick der Jugend nicht verbergen; er schüttelte viele Hände, derweil seine Frau Schokolade an die Musikanten verteilte.


Bonns größte Sehenswürdigkeit, das Bundeshaus, war natürlich auch ein Höhepunkt im Tagesablauf. Vor dem Abgeordnetenausgang nahm der Zug Aufstellung, um den Hausherrn des Bundestagsgebäudes, Kai-Uwe von Hassel zu erwarten. Doch bevor dieser eintraf, stand völlig unerwartet ein ganz anderer Prominenter vor den Landsknechten: Bundeskanzler Willy Brandt. Werner Klefenz ließ sich die einmalige Gelegenheit nicht entgehen, um seine Mannen vorzustellen. 

 

Von dem Bild aus vergangenen Jahrhunderten entzückt, näherte sich Brandt der Gruppe, sprach mit einigen und ließ sich die Instrumente erklären. Die Zeit drängte beim Bundeskanzler, so da8 dieser Augenblick nicht allzu lange währte. Kaum war Bundeskanzler Willy Brandt entschwunden, kündigte sich schon der nächste Gast an: Bundestagspräsident Kai-Uwe von Hassel erschien, um das vorgesehene Ehrenständchen zu hören. Die Einladung zu einer kleinen Erfrischung auf der Terrasse des Bundestags-Restaurants nahmen die kleinen Trommler und Bläser gerne an. Findige Autogrammjäger entdeckten binnen kurzer Zeit Verkehrsminister Leber und Bundesverteidigungsminister Helmut Schmidt

 

Nach der Spannung des prominenzgespickten Vormittags wirkte der eigentliche Zweck des Bonn-Besuchs etwas weniger bedeutungsvoll, wenn auch nicht minder beeindruckend auf die Musikanten: bei der Einweihung der neuen Bonner Sportanlage wirkte der Jugendfanfarenzug neben einer englischen und amerikanischen Militärkapelle mit.


Ein krönender Höhepunkt in der Vereinsgeschichte war ohne Zweifel das Abschiedsständchen für den scheidenden Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Es hätte den Landsknechten aus dem Angelbachtal wohl kaum eine höhere Ehre zuteil werden können, als dem Bundespräsidenten zum Abschied zu spielen. 

 

In den Park der Villa Hammerschmidt - vor wenigen Tagen noch Schauplatz eines Empfangs für den jugoslawischen Staatschef Tito marschierten die Fanfarenbläser, Trommler und Fahnenschwinger in eindrucksvoller Formation ein. Hier in der Villa Hammerschmidt hatte Dr. Heinemann etwa hundert Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens geladen, mit denen er sich im Verlauf seiner Amtszeit besonders verbunden gefühlt hatte. 

 

Mit Eigenkompositionen des Dirigenten Eberhard Demleitner und des musikalischen Leiters Wolfgang Knopf lösten die Landsknechte mit ihrer Musik bei der Prominenz ausnahmslos Bewunderung und Begeisterung aus. Und so wurde dem Verein ein Empfang in überaus herzlicher Atmosphäre bereitet, der wohl sicherlich darin seinen Höhepunkt fand, daß der Präsident selbst den Dirigentenstab ergriff, um das Lied "Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren" zu dirigieren. Gewiß, kaum eine freundlichere Geste hätte es geben können, Anerkennung und Freude über den Auftritt der Fanfaren zum Ausdruck zu bringen.


"Aller guten Dinge sind drei", so lautet ein altes Sprichwort, und so hatten die Mühlhäuser Landsknechte am 28. Mai 1982 zum drittenmal die Möglichkeit, einem Bundespräsidenten mit klingendem Spiel die Ehre zu erweisen; diesmal war es Professor Dr. Karl Carstens, der von den Landsknechten mit einem musikalischen Ständchen beehrt wurde. 

 

Nach der musikalischen Aufwartung führte der Bundespräsident zwanglose Gespräche mit den Musikern. Bereitwillig ließ sich der Präsident mit den Landsknechten fotografieren. Mit von der Partie war diesmal auch die Mühlhäuser Gemeindeprominenz, Bürgermeister Richard Schneider, die Ortsvorsteher Anton Kretz und Roland Benz sowie Ehrenbürger Josef Maier.